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Donnerstag, 28. September 2017

Rad 'n' Rail

"Süßer Jesus, ist mir schlecht." würde vermutlich Isaac of Waringham sagen - wobei ich schon wieder bei 'Yatta-Man' Hiro Nakamura bin, der, immer wenn er die Galerie des Künstlers Isaac Mendez betritt "Mista I_ßaaaaa_haaaak" ruft - und meine Großmutter hätte gesagt: "Grundgütiger, ist mir übel." Ich hingegen drücke mich da etwas anders aus, meine aber das Gleiche: "Shice, ist mir schlecht!" Ich werde heute Zug fahren. Also nicht nur Zug, sondern Zug mit Fahrradmitnahme und der entsprechende Platz ist reserviert. In der 'Nord-West-Bahn' muss man Fahrradmitnahme am Vortag anmelden, sonst kann es sein, dass man bei Überfüllung raus fliegt und auf den nächsten Zug warten muss, währenddessen natürlich das schweineteure Ticket abläuft. Monatskarte wird nachher wesentlich billiger, nur mal so am Rande bemerkt. 4er Ticket mit Fahrradmitnahme 33 nochwas, Monatskarte im Abo, gültig ab 9 Uhr - vorher ist die Bahn eh viel zu voll - 78 Euro. Benzin? Nunja, richtig teuer! 

Wie dem auch sei, es nützt ja nichts, denn bald werde ich mit dem Fahrrad berufspendeln müssen und da bietet es sich an, ein Stück mit der Bahn zu überbrücken. Ok, eine Strecke ist nur 25 Kilometer weit, aber danach folgt dann eben noch ein Arbeitstag und wieder zurück radeln.

Mit ziemlich starkem Magengrummeln mache ich mich auf den Weg nach Kempen zum Bahnhof, wo ich in den RE 10 nach Düsseldorf einsteigen möchte. Ich hatte bei der Reservierung alles erfragt und die Auskunft erhalten, dass ich egal in welchen Wagen einsteigen könne, es müsse nur eine Fahrrad-Symbol angebracht sein. Ok, war!

Ich steige also in den Zug ein und stelle fest, dass alle Fahrradplätze mit Fahrgästen besetzt sind und ein Fahrrad angeleint ist. Tja, was nun? Austeigen und ein neues Abteil suchen geht nicht, weil die Zeit nicht reicht und einfach durchschieben fällt auch flach, weil es zu eng ist. Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als mich samt Fahrrad einfach in den Gang zu stellen und uns gut festzuhalten, vobei ich wenigstens eine Handbremse gezogen halte.

Zwei Stationen weiter steigt das angekettete Fahrrad aus und ich übernehme den Platz. Ok, habe ich das jetzt auch geübt. "Nächster Halt: Osterrath!" schallt es durch die Lautsprecher. Hier muss ich raus. Ich entfriemel mein Rad und stelle mich an die Tür ... um beim Aussteigen festzustellen, dass das verdammt hoch ist. Ich lasse Ellie einfach die Stufen runter rollen, in der Hoffnung, dass der Mittelmotor nicht aufsetzt, aber klappt. Neeee, von hier aus will ich auf gar keinen Fall zurück reisen, denn ich bekomme mein Bike vermutlich gar nicht erst in den Zug hinein. Aber gut, jetzt muss ich eh erst einmal weiter nach Kaarst, wo wir bald einen Laden eröffnen werden. Ok, ich kenne mich hier nicht aus und befrage mein Navi, welches die Adresse natürlich mal wieder nicht kennt, denn es ist mit Spontan-Eingaben völlig überfordert. Ich hatte mir das Teil ja u. a. dafür gekauft, dass ich, wenn ich mich verirrt habe, wieder nach Hause finde, aber das klappt nicht, ich muss immer schön vorher planen. Dumm ist daran natürlich, dass ich ja vorher gar nicht weiß, wo genau ich mich verfahren werde und Navi-Hilfe anfordern muss.

Wie dem auch sei, ich muss jetzt nach Kaarst und es gibt zwei Möglichkeiten, links oder rechts und ich entscheide mich offensichtlich für die richtige Variante, denn ich finde unseren Laden recht komplikationslos ...also nachdem ich einmal den Briefträger gefragt hatte und ein Mann, als ich ratlos an einer Abzweigung stand, von selber angehalten und gefragt hatte. ob er behilflich sein könne. Ja, konnte er, danke schön.


So, und nun muss ich zurück. Bahnfahrt von Osterrath aus habe ich abgehakt, auf jeden Fall für heute und so radele ich Richtung Heimat - nicht ohne vorher mein Navi zu programmieren. Hahaha! Wie gut, dass ich den Weg einigermaßen kenne. Und wie ich so vor mich hin fahre, überlege ich, ob ich nicht beim nächsten mal Sturmfalke nehmen sollte, weil mein Rennrad ja viel kleiner und leichter ist, als Ellie, das Riesenrad. Gut, nur kurz überlegt, denn ich gerate auf eine Rad- und Rückenbruch-Piste par exellance ... und das für mehrere Kilometer. Ufff! 

Plötzlich stehe ich an einem Bahnübergang mitten im Feld, sozusagen. Hier muss man per Telefon den Schrankenwärter benachrichtigen, dass er auf machen soll, aber er winkt erst einmal ab, denn gleicht kommt ein Zug. Ok, so gleich kam der dann auch wieder nicht, aber irgendwann war der Übergang frei und es konnte weiter gehen. Nach links: Grefrath, da will ich hin. Geradeaus: Süchteln, da will ich zwar nicht unbedingt hin, aber es geht an der Niers entlang und Niers ist gut, die fließt an Grefrath vorbei und führt mich unweigerlich nach Hause, sozusagen. Ok, das war ein Fehler. Der nächste unwegsame Fahrradweg - offizielle Fahrradweg! Hier gibt es nicht nur tiefe, vom Regen ausgewaschene Schlaglöcher und Geröll, sondern auch noch Kanaldeckel, die soweit aus dem Boden ragen, dass sie schon fast Stufen durchgehen könnten. Aber gut, nützt jetzt nichts, weiter geht es. Nach einer Weile ist dieses Stück gemeistert und ich biege in einen Weg ein, an dem links, rechts und in der Mitte das Gras recht hoch wächst und ich an eine Sushi-Straße für Zecken denken muss, die sich einfach bedienen können, während das Frisch-Futter vorbei radelt. Hier ist es fast so, wie die Spurplatten-Radwege am Nord-Ostseekanal. Genauso eng, genauso begrast, aber - und das zähle ich als Plus-Punkt - nur fast so rumpelig. Am NOK hatte ich ja immer Angst, dass ich mir die Handgelenke breche könnte, so wie das alle paar Zentimeter in den Lenker gerummst hatte.

Mittlerweile bin ich mit Zeug gepudert und da ich beim Fahrrad fahren immer so viel Zeit zum denken habe, überlege ich, wie sich wohl Averell Dalton gefühlt haben muss, als er geteert und gefedert durch Daisy Town - oder wo auch immer - marschiert ist ... und Hunger habe ich auch. Bald, bald bin ich da, tröste ich mich und ich schaffe es tatsächlich noch, bevor der Bio-Laden in Grefrath für heute schließt. Mittwochs haben die Geschäfte im Dorf nur bis mittags geöffnet. Aber ich komme noch rechtzeitig an, verputze einen halben Schoko-Riegel noch vor der Kasse und reklamiere beim Bezalhen, als Karsten sagt: " ... und die zwei Schoko-Riegel", dass es ja eigentlich nur anderthalb sind. Aber gut, gilt nicht.

Ob ich das noch einmal mache, weiß ich nicht. Fakt ist, dass ich bald Berufspendler sein werde und nicht jeden Tag für 50 Kilometer Benzin verschwenden will. Aber so im Nachhinein gesehen war es gar nicht so schlimm und wenn ich einen rennradkompatiblen Weg gefunden habe, dann denke ich, wird das schon anders aussehen.

Dienstag, 26. September 2017

Donnerstag, 21. September 2017

In Worten: Siebenzweiundfünfzig

Heute will ich eine kleine Runde laufen. Meine Ruhezeit - meine von Garmin vorgegebene Ruhezeit - ist beendet und es spricht eigentlich nichts dagegen. Also außer, dass mein innerer Schweinehund leise jault. Aber nix da! Ich ziehe mich an und gehe die 500 Meter bis zum Huckel, dann trabe ich los. Ich möchte meine Pace verbessern und um es mal vorweg zu nehmen, es klappt. Aber voll anstrengend. Ich kann mich nicht so recht entscheiden. Einerseits fluche ich, andererseits gucke ich stolz auf meinen Pace-o-Meter. Ich laufe sogar mal eine 6:45 ... wohl nicht lange und so ca. einen Kilometer vor zu Hause, bin ich am Ende. Ich bin echt k.o. und will lieber gehen.  Da kommt ein Rastplatz. "Wenn du jetzt deine Uhr abstellen und eine Weile ausruhen würdest, das merkt kein Mensch" flüstert mir Schweini in's Ohr und ich wäge kurz ab. Dumm ist jetzt nur, dass das Motto des Tages 'Nix da!' lautet, und so halte ich durch. Meine Pace wird immer schlechter, minimal zwar, aber wenn ich nicht aufpasse ... ich ziehe das Tempo wieder etwas an, aber 100 Meter vor dem Ziel mache ich dann doch schlapp und gehe den Rest. 7:52/km! Wohl die Gehzeit, - deklariert als Warm Up und Cool Down - nicht mit eingerechnet. Also quasi eine kürzere kleine Runde. Trotzdem: Yeah! Beim 'Yatta-Run' vor zwei Wochen lag ich noch bei 10:07. Aber gut, da war ich final auch nicht so erledigt, wie jetzt. Der nächste Versuch kann dann in 19 Stunden starten. Sagt auf jeden Fall mein Erholungsratgeber und mein Schweinehund lehnt sich entspannt zurück und nickt zufrieden. 

Dienstag, 19. September 2017

Morgens auf der Hinsbecker Heide

Obwohl der Erholungsratgeber meiner Garmin mich mahnt, noch 26 Stunden Ruhepause einzuhalten, zieht es mich raus. Ich will heute nach Hinsbeck in den Wald und eine Runde laufen.Was mich ein bisschen anpestet ist die Tatsache, dass ich erst mit dem Auto hinfahren muss, immerhin 5 Kilometer eine Strecke, was am Ende 3/4 l unnütz verplempertes Benzin sind. 

Wie dem auch sei, der Parkplatz ist erfreulich leer, was darauf hindeutet, dass das Wetter zu schlecht für Retrieverchen nebst Frauchen ist. Sehr gut. Ich gehe über die Wiese am Spielplatz und muss mich erst einmal orientieren. Immerhin ist es fast 15 Jahre her, dass ich hier täglich mit meinen Hunden spazieren gegangen bin. Ein bisschen gruselig finde ich es schon, so allein und als es hinter mir leise knistert, drehe ich mich doch tatsächlich um. Wie gesagt, früher hatte ich immer mindestens einen Hund dabei. Einen gefährlichen Hund, wohlgemerkt. Kein Spaß für Jogger, die sich hinter Bäumen dehnten, denn die hat mein Hundili immer fein in Schach gehalten, bis ich vorbei und in Sicherheit war. Heute ist hier nichts und niemand. Kein 'tauber' Retriever, kein Frauchen, ...  aber ich staune nicht schlecht, als ich eine Schafherde auf dem Weg sehe und ich erinnere mich an die Geschichte, als hier ein Gespann Rückepferde ihre Arbeit quer über den Weg verrichteten und es den blöden Waldbauern absolut kalt ließ, dass Spaziergänger - also ich - da lang wollten. Das war echt krass, denn die Pferde waren riesig und deren Weg kurz, wenn der Baumstamm erst einmal aus dem Gestrüpp gerissen war. Die Schafe sind aber kein Problem, die laufen von selber weg, als ich angetrabt komme. 

An der nächsten Gabelung weiß ich nicht mehr, wo ich lang muss, was mir im weiteren Verlauf immer wieder passiert und so kommt es, dass ich eine Böschung mehr recht als schlecht hinunter tappse und das Blöde ist, wo es runter geht, geht es irgendwann auch wieder rauf. Und so ist es auch. Mannomann, ist das anstrengend. Der Schweiß fließt an mir herunter, wie ein lecker Wassertank es nicht besser könnte, aber ich gebe nicht auf und irgendwann ist die Runde geschafft. In einer absolut grottigen Zeit, aber gut, kann nur besser werden.

Montag, 18. September 2017

Laufen, laufen, laufen, Trail

Wer hätte das gedacht. Kaum ist der Kreis-Lauf hinter mich gebracht und ein neuer Morgen heran gebrochen, bin ich schon wieder unterwegs. Auf Schusters Rappen, sozusagen. Heute will ich 5 Kilometer schaffen und ein bisschen Trail will ich auch. Ich überlege kurz, ob ich nach Hinsbeck in den Wald fahren soll, entscheide mich aber dagegen, weil da um diese Uhrzeit Horden von ach so toll erzogenen Golden Retrievern (Anm. d. Red.: Hahaha) mit den dazugehörigen Besitzern unterwegs sind. Da habe ich keinen Bock drauf und außerdem finde ich es etwas blöd, zum Laufen mit dem Auto zu fahren, also bleibe ich in heimischen Gefilden, sozusagen. 

Ich gehe so zweihundert auf dem BahnRadweg, bevor ich mich in Trab setze und ich laufe und laufe und laufe. Eigentlich wollte ich nur die zweieinhalb Kilometer bis Haus Milbeck und dann um die "Wendemarke" herum und wieder zurück. Aber meine Füße wollen anders und so biege ich nach rechts ab und laufe einfach weiter. Das ist so eine erweiterte Pferdekoppel-Runde. Puls und Weg sind sich einig, beides steigt, aber mir geht es gut, ich kann atmen, denken, ... Erzählen ist nicht so gut, weil ich ja schon alles weiß, was ich mir mal mitteilen könnte und so ist die Themenauswahl eher beschränkt. 

Nun gut. Es geht immer noch bergan und meine Pace wird immer schlechter. Lag ich eben noch im 9er-Bereich, so bin ich jetzt bei einer hohen 10. Durchschnitt, wohlgemerkt! An der nächsten Abbiegung geht es wieder rechts. Jetzt kommt ein kurzes Stück Schotter und ich werde es lieben. 

Ohja, das macht Spaß und geht auch ganz leicht. Ich glaube, ich habe eine neue Vorliebe entdeckt. Aber vielleicht liegt es ja auch nur daran, dass es jetzt bergab geht. Boah, das macht voll Laune. Der Untergrund fühlt sich so weich an und es ist toll, so ... ja, wie soll ich sagen, ... also nicht stur einen Fuß vor den anderen zu setzen, sondern ihn auf die beste Stelle zu setzen. Keine Ahnung, wie ich das erklären soll. Eben den Tritt zu suchen. 

Nach ca. 400 Metern kommt wieder Asphalt. Wohl mit Kuhfladen gepflastert, denen ich so gut wie möglich ausweiche. Ist aber nur ein kurzes Stück und dann geht es schon wiedr rechts und immer der Heimat entgegen. Noch ungefähr zwei Kilometer ausschließlich bergab, was es aber nicht besser macht. Meine Pace bleibt im 10er-Bereich, mein Puls geht in die hohen 160. Aber egal, mir geht es immer noch gut. Zwar fließt der Schweiß in Strömen, aber das ist ok und als mir zwei Walkerinnen entgegen kommen, lächele ich freundlich und wünsche einen guten Morgen. Also, solange ich das noch kann ... alles gut! 

Ah, die Pferdekoppel. Noch etwas über anderthalb Kilometer und nach der nächsten Kurve kann ich den Huckel schon sehen. Ich ziehe mein Tempo an, denn ich will unbedingt unter 10 Min/km abschließen, was ich auch schaffe. 9:56, Yatta! 

Die restlichen 300 Meter gehe ich nach Hause und man glaubt es nicht, dehne mich vor der Haustüre.

Trail, ich glaube, das finde ich klasse!

Sonntag, 17. September 2017

Venloop 2018

Nun bin ich also vollends verrückt geworden. Der erste Lauf - Kreislauf-Viersen - ist noch nicht erledigt, dass kommt im weiteren Verlauf des Tages und ich habe mich für den 'Venloop 2018' im März angemeldet ... und die Startgebühren bezahlt! 5 Kilometer Laufen, mit einer Mindest-Pace, die mir Gott sei Dank gerade entfallen ist. Also glaube ich auf jeden Fall, dass es solche Vorgaben gibt. Aber gut, ich habe ja noch etwas Zeit für die Vorbereitung. 

Freitag, 15. September 2017

Goodbye Zucker

Zur Zeit lese ich rein Interesse halber u. a. (Anm.: d. Red.: ich habe immer mehrere Bücher am Start) das Buch 'Goodbye Zucker' von Sarah Wilson. Ich esse zwar keinen Zucker, also keinen Haushaltszucker, aber trotzdem wollte ich mal wissen, auf wieviele Teelöffel ich im Laufe des Tages so komme und da ich ja so gut wie alles tracke, war der Wert schnell ermittelt. 13 Teelöffel Zucker alleine für Gestern, obwohl ich gar keinen Zucker, Haushaltszucker gegessen hatte. Puuuuuh, das ist viel! 

Schuld ist das viele Obst, dass ich vertilge. So gab es z. B. Gestern zum Frühstück 50 g Grillkäse mit einem gebratenen Apfel namens 'Pink Lady' und so hatte ich schon mal 18 g Zucker, bzw. 4,5 Teelöffel von dem Zeug intus und eigentlich die Tagesmenge schon fast erreicht. Naja, und so summierten sich die Teelöffel über den Tag auf sage und schreibe 13 Teelöffel. Unglaublich, und das obwohl ich eigentlich, wie gesagt,  keinen Zucker esse. Das ist viel zu viel.


Heute gab es dann besagte Menge Grillkäse mit zwei Reis-Waffeln, Styropor und Gummi, sozusagen. Geschmeckt hat es natürlich nicht, dafür habe ich aber nur 0,7 g Zucker konsumiert, also eine Teelöffelspitze, sozusagen und werde im weiteren Verlauf des Tages auf insgesamt 3,5 Teelöffel Zucker kommen, u. a., weil ich das Obst gegen Gemüse austauchen werde. Aber Hammer ist das trotzdem, vor allen Dingen, wo ich doch recht selbstbewusst an die Sache heran gegangen bin. Zucker? Ich? Kein Problem! Aber gut, so kann man sich wohl täuschen.

Donnerstag, 14. September 2017

Oh, dieser Wind, dieser schreckliche Wind

Ich will laufen und deshalb mache ich mich trotz Wind und Wetter auf den Weg, das Feld zu umrunden. Du meine Güte, das ist nicht windig, das ist regelrecht stürmisch und ich kommen kaum einen Meter voran. An Laufen ist gar nicht zu denken, denn da werde ich weg geweht. Ich stemme mich gegen die Wand und stampfe einen Schritt nach dem anderen in den Asphalt. Als ich an der Koppel nach links abdrehe, ist es geschützer, denn der Wind fegt nun über mich hinweg und ich gehe in Laufen über. 

Mein Puls steigt sofort an, sodass meine Uhr ein psychedelisches Kreischkonzert anstimmt und sich überhaupt nicht mehr beruhigen will. Aber gut, ich kann klar denken, gleichmäßig atmen und mich auch noch mit mir selbst unterhalten, also alles gut. Ich kann sogar den muffeligen Walker, der mir entgegen kommt am Stück grüßen, was er aber nicht erwidert. Auf den letzten 50 Metern gebe ich Gas, auch eine Sache, die ich vor kurzem noch nicht konnte, und sprinte mit langen Schritten der Heimat entgegen. 

Naja, und weil ich ja ... ääääh ... hüstel ... ääääh ... also so eine Art ... Wettkampf-Sportler bin, habe ich mich für meinen ersten Lauf angemeldet. Ist jetzt nicht spektakulär, Kreislauf Viersen vom Kreissportbund, aber immerhin. Man konnte auswählen zwischen Laufen, Walken und Nordic Walking, 5 oder 10 Kilometer und ich habe mich für Nordic Walking entschieden, nach der Strecke wurde nicht gefragt. Das Ding ist nämlich, weil ich ja noch ein Hybrid bin, sozusagen, könnte ich beim normalen Walking ohne Stöcke doch in den Laufschritt verfallen und das fände ich irgendwie nicht richtig. Walken ist Walken und kein Tripptrappsen. Das Kriterium der langsamsten Lauf-Gruppe ist eine Pace von 7:00 Min/km und daher kam das nicht in Frage. Jetzt suche ich am besten mal meine Stöcke.

Mittwoch, 6. September 2017

Yatta!

Dass es heute etwas werden könnte, ahne ich, als ich an der Pferdekoppel links abbiege, um sie zu umrunden. Es läuft! Aber sowas von! Zunächst gehe ich die 500 Meter bis zum Huckel. Meine Uhr rappelt, wie ein Nokia auf Speed, weil mein Puls hartnäckig unter 100 bpm bleibt. Aber nix da, Startlinie ist der Huckel und erst dann geht es los. Ich laufe sauber und atme gleichmäßig vor mich hin. Als ich an die erste Ecke komme, immerhin 150 Meter weiter, als beim letzen Mal, bin ich schon leicht euphorisch. Mein Puls liegt bei konstanten 133 bpm und ich laufe weiter. Jaaaaaaa_haaaaa, Laufen und nicht Tripptrappsen! Locker und leichtfüßig laufe ich weiter. Meine Güte, es geht! Vielleicht schaffe ich ja noch die 500 Meter bis zur nächsten Ecke auf den BahnRadweg ... OMG, ich laufe und laufe ... bis zur Kreuzung und biege auf 'meinen' Radweg ein. Jetzt sind es noch knapp einen Kilometer. Ok, das wird nichts. Das habe ich noch nie geschafft. Mein Puls geht etwas hoch, bleibt aber im absolut grünen Bereich. Das Kreuz des Bikers, die Brücke ... YEAH! ... Ich schaffe das. Mein Puls geht in Richtung hohe 140er und ich verlangsame den Schritt. Nicht viel, ich bleibe am Laufen, aber wenigstens so weit, dass er sich einpendeln kann. 

Aber halt, eine komplette Umrundung im Laufschritt wäre ja eigentlich wieder bis zum Huckel und bevor ich mir nachher das Finisher-Shirt nicht anziehen kann, laufe ich wieder über den Supermarktparkplatz und schaffe es tatsächlich. Wohl mit einem Puls im 150er Bereich, aber egal, das ist vertretbar. Als ich zurück gehe, stelle ich aber vorsichtshalber meine Uhr ab, denn ich will mir ja meine Pace nicht versauen. 10:07! Memo an mich: Beim nächsten Mal stellst du die Uhr erst an, wenn du das WarmUp beendet hast! Gibt eine bessere Zeit.

1 Kilometer - 10:44/km (inklusive der ersten 500 Meter Gehen als WarmUp)
2 Kilometer - 9:43/km
0,9 Kilometer - 9:53/km

Am nächsten Tag werde ich es noch einmal schaffen. Wohl direkt und durchgehend mit hohem Puls, aber ich fühle mich nicht schlecht dabei, kann atmen und singen. Wenn ich es noch ein mal schaffe, also drei mal hintereinander, dann, so habe ich mir vorgenommen, werde ich die Distanz erweitern und so überlege ich schon, wo ich dann hin laufe. Aber vermutlich einfach auf dem Bahnradweg gerade aus in Richtung Nettetal, da ist nach 1,6 Kilometern ein pinker Strich auf dem Weg und nach 2,2 Kilometern ist eine Kreuzung, an der man um einen Pfosten laufen kann um z. B. den Heimweg anzutreten. Das Nächste wäre dann ein Fahrrad-Knotenpunkt mit Rastplatz bei Kilometer 3,3 und dann hätte ich ja bald die 10 km geknackt. Aber gut, ich will jetzt nicht zu engagiert denken und mich stattdessen einfach nur freuen. Yatta! Ich habe es geschafft!

Samstag, 2. September 2017

Ich glaub', ich hab' die Welt umrundet

Juuuuuu_huuuuuu, der Ruhetag ist vorbei! Ich kann heute wieder Laufen! Laufen, laufen, laufen! Häää? Watt? "Juuuuu_huuuu, ich kann heute wieder laufen"? Aus meinem Munde? Aber gut, man muss sein Schicksal annehmen und das Beste daraus machen ... und so gewande ich mich in meine supi-dupi Laufhose mit orange und schaue etwas irritiert auf den Schmutzwäscheberg im Badezimmer, auf dem mein schönes Shirt liegt und vor sich hin müffelt. Ok, auf dem Thermometer stehen eh nur 12°C und so nehme ich halt mein schwarzes Winter-Shirt, stülpe noch ein buntes T-Shirt darüber und schnüre meine Schuhe. Perfekto! 

Nicht wie immer, aber wie seit Neuestem gehe ich erst einmal über den Parkplatz des gegenüberliegenden Supermarktes, marschiere durch das angrenzende Wohngebiet und als ich den kleinen Hochwasserdamm - wir nennen ihn ' den Huckel', weil man da so schön mit der Enduro drüber hüpfen kann - überquert habe, fange ich an zu traben. Diesmal komme ich erstaunlich weit, bis meine Pulsuhr das erste Mal Alarm schlägt. Das läuft ja prima, sozusagen und so packt mich der Übermut und ich laufe nicht um die Koppel, sondern gerade aus, 2 Kilometer bergäuflich und verpasse die Abzweigung für einen 4,5-Kilometer-Lauf. Bemerken werde ich dies aber erst, wenn es viel zu spät ist und zurück zu laufen das gleiche Resultat gebracht hätte. 

Hier ist es echt menschenleer und außer einem älteren Mann, der am Limit schnauft, treffe ich niemanden. Also auf jeden Fall kommt mir niemand entgegen und so tripptrappse ich munter durch die Landschaft. Meine Lauf-Phasen werden immer kürzer, was ich im Gegenzug mit längeren Gehpausen ausgleichen muss. Eine Biene summt um mich herum ... die bald von einer Fliege abgelöst wird. Aber gut ich schwitze mittlerweile, weil mir die Sonne auf den Pelz brennt und das Wintershirt vielleicht doch zu warm gewählt war und so wird mein blumiges Parfüm wohl in etwas Fliegenfreundlicheres übergegangen sein. Ich laufe und gehe und laufe und gehe ... und schaue auf meine Uhr. Was, 110? Oh Schreck, mein Herz ist stehen geblieben! Ich gucke in den Himmel, ob eventuell die Aasgeier über mir kreisen um die Fliege abzulösen, aber nichts, und so trabe ich wieder los. Tripp trapp, tripp trapp ... 

Nach einer Weile muss ich nach links auf den Bahnradweg abbiegen. Hinter mir tauchen Radler auf und mein Hirn schlägt Alarm, "Code: REHA-Sport nach Hüft-OP!" und zur Untermauerung verfalle ich beidseitig in ein leichtes Hinken. Alles gut, die Bike fahren an mir vorbei und ich genese in Sekundenschnelle. Noch 900 Meter, noch 800 Meter ... hier kenne ich mich aus. Ich weiß an jeder markanten Stelle, wie weit es noch bis nach Hause ist. 600 Meter, da steht das Kreuz des Bikers, der mit Herzinfarkt vom Rad gefallen ist, die Brücke, also noch 400 Meter, das Geländer, noch 300 Meter, das Törchen, noch 200 Meter ... jetzt laufe ich los - also ich meine tatsächlich 'Laufen' und nicht 'Tripptrappsen' -, lege sogar einen Zahn zu, denn es könnten ja gassigehende Nachbarn auftauchen. Mein Puls liegt bei knapp 160 bpm! Aber egal, ich "rase" weiter und siehe da, er geht trotz Ignoranz meinerseits auch wieder runter. 140 bpm! So, nur noch über die Straße ... ich lege noch ein Schippchen drauf und semi-sprinte - zu engagiert soll es ja nun auch wieder nicht aussehen - in langen Schritten die letzten Meter bis zur Haustür. Geschafft! Die Pace war zwar grottig, über 11 Minuten, aber dafür sechseinhalb Kilometer!

Ich schleppe  mich zum Kühlschrank und genehmige mir eine eisgekühlte Cola light lemon, die ich gierig in meinen Schlund kippe, um meinen schlimmsten Durst zu löschen, aber sowie das Lebenselixier auf körpereigene Substanz trifft, verdampft sie zischend und zurück bleibt eine Zuckerkruste auf der Zunge. Aber auch lecker.

Später, als ich Lil' Ben von meinem Lauf erzähle, meint dieser nur lapidar: Egal, wie langsam, aber du hast es geschafft! Recht hat er, das gute Kind!